Gutes aus der Region – Rund um die Uhr! Besuch auf dem Biolandhof Kruse in Bramsche

Gutes aus der Region – Rund um die Uhr!

Besuch auf dem Biolandhof Kruse in Bramsche

Mitten in der Nacht, so ganz verstohlen, quasi inkognito, Eier, Joghurt und Kartoffeln am Automaten zu ziehen – ja, warum nicht? Wenn’s doch geht! Natürlich muß man sowas nachts nur sehr selten in Anspruch nehmen, es sei denn, man quält sich gerade mit einer üblen Erkältung und braucht dringend eine gute alte Hühnersuppe, um überhaupt in den Schlaf zu finden. Und sogar die gibt es hier: am „Regiomaten“ des Biolandhofes Kruse in Bramsche. Und ein passendes Buch gibt es im Regal direkt daneben, falls es mit dem Einschlafen nicht klappt. Alle Produkte, die das kühle grüne Ding bereithält, sind zu 100% ökologisch produziert. Und zwar direkt hier auf dem Hof der Kruses. Aber eigentlich geht es dabei ja um etwas ganz anderes.  Wer nur mal schnell ein paar Eier oder ein Sack Kartoffeln braucht, kann hier einfach anhalten und sich welche aus dem Automaten ziehen, unabhängig von Öffnungszeiten. Toll!

Kontaktlos bio!

Dass die Idee, Lebensmittel in Automaten anzubieten, sich plötzlich auf ganz andere Weise bewähren würde, kam völlig unerwartet. Die Covid-19-Pandemie hat unseren Alltag verändert. Es gilt, Kontakte zu vermeiden oder sicher zu gestalten. Zum Schutz für sich, aber auch zum Schutz anderer. Nicht mehr in einen riesigen Supermarkt zu müssen, wenn einem gerade nur die Milch ausgegangen ist, kann dann schon ganz schön befreiend sein.

„Strom kommt aus der Steckdose“ – Und Eier aus dem Automaten?

Klar, gerade wer Bioprodukte kauft, will natürlich wissen, woher sie stammen und wie sie produziert worden sind. Daher habe ich mich aufgemacht, die Menschen vom Hof Kruse ein bisschen kennenzulernen, und dabei nehme ich euch jetzt einfach mit.

Den ersten Eindruck von der Philosophie der Familie bekomme ich bereits am „Regiomaten“. Ein Schild macht mich auf eines der Grundprobleme der Landwirtschaft aufmerksam…

 

 

Oh ja, das liebe Unkraut! Was hat man nicht alles erfunden, um seiner Herr zu werden. Jahrhunderte lang blieb Bauern nichts anderes übrig, als sich bückend und pflückend täglich über ihre Anbauflächen zu quälen, um es rauszurupfen, am besten mit Stumpf und Stiel. Da kam fein vernebelbare Chemie, die es am Wachstum hemmen kann, zunächst wie ein Segen. Doch kaum ein Segen ohne Fluch. Die Chemie hat ja auch so ihre weniger erwünschten Nebeneffekte. Doch wie geht es ohne? Biobauern haben da ihre ganz eigenen kreativen Ideen. Unkraut ist ja Definitionssache. Manches kann man sogar essen. Wie den Giersch zum Beispiel. Aus ihm lässt sich ein trefflicher Salat zubereiten, der nicht nur nahrhaft ist, sondern sogar gesund. Ein toller Bodendecker ist er außerdem. Anstatt sich also über das wuchernde Grün zu ärgern, warum es nicht einfach integrieren in den täglichen Speiseplan?

 

 

Gesagt getan. Ich pflücke also Giersch. Und Blumen! Blumen gibt es hier am Hof im Überfluss. Sie wachsen einfach so. Überall, wo nicht gemäht wird, blühen sie auf. Und vermehren sich. Das freut nicht nur mein Auge und mein Herz, unzählige Insekten schwirren umher, saugen den Nektar der einen Blüte, bestäuben kurz darauf die andere und brummen schließlich wieder davon. Ein riesiger Selbstbedienungsladen ist das für sie. Wenigstens so lange, bis sie selbst zum Angebot dieses wilden Ladens werden. Ringsum zwitschert und flattert es bereits ebenso fröhlich wie bedrohlich. Denn wo viele Insekten sind, da sind natürlich auch viele Vögel. Und viele von ihnen sind hinter den Insekten her. Sie haben gerade alle Flügel voll damit zu tun, ihre inzwischen schon fast ausgewachsenen Jungen noch satt zu bekommen. Auch wenn es bei Kruses Futterstellen für Gartenvögel gibt, eigentlich braucht es sie kaum. Die Natur rund um den Hof bietet ihnen alles, was ihr kleines Herz begehrt. Und so wimmelt es hier von Leben.

 

 

 

 

Im Gewächshaus treffe ich zum ersten mal menschliches Leben an.

 

Es ist Martina Heidebreck, die gerade in den Beeten beschäftigt ist. Wer glaubt, bio und regional heißt, hier gibt es nur dicke Bohnen, der wird überrascht sein. Hier werden Tomaten, Paprika, Peperoni und Auberginen herangezogen. Martina ist Diplom-Ingeneurin für Gartenbau. Klar, dass das dann auch was wird. Ich bekomme in unserem Garten nicht mal Möhren hin.

Die Jungpflanzen haben ihre Kinderstube auf Tischen am Rand des Gewächshauses. Hier begegne ich Michael Kruse, der sich gerade väterlich fürsorglich um diesen Nachwuchs kümmert.

 

 

Seit über 25 Jahren, so erzählen sie mir, kämpfen sie nun schon gegen Franzosenkraut und Quecke, um neben vielem anderen leckere Kartoffeln und schmackhafte Möhren ganz ohne Pestizide und Unkrautbekämpfungsmittel herzustellen. Seit drei Jahren geben sie auch anderen die Chance, ihre ganz eigenen Erfahrungen im Anbau von Biogemüse zu machen. Sie führen mich raus auf ein ganz besonderes Feld.

 

 

Wer da gießt, jätet und zupft, ist nicht etwa gerade in der Ausbildung zum Landwirt oder zur Landwirtin, nein, das sind Menschen, die sonst mit Landwirtschaft eigentlich gar nichts zu tun haben. Hier auf dem Biolandhof kann man sich nämlich für eine ganze Saison lang einen 40 Quadratmeter großen Streifen Acker „pachten“, um sein eigenes Biogemüse anzubauen. Dabei muß man nicht einmal bei null anfangen, denn Michael Kruse bestückt die Beete zuvor mit Jungpflanzen, rein bio na klar. Für Familie Kruse ist das ein echtes Anliegen: „Du willst wissen, wo das Gemüse, das Du täglich isst, herkommt, wie es entsteht, wie es wächst und wie es aussieht? Dann miete Dir Deinen eigenen vorbepflanzten, biozertifizierten Gemüsegarten (40 qm) und werde von Anfang Mai bis Ende November zum Biogärtner.“ Was für eine super Idee! Ob ich so endlich lerne, wie das mit den Möhren geht?

Der Gemüsegarten wird von der Familie Kruse professionell vorbereitet und mit über 150 Bio-Jungpflanzen besetzt. Das ganze ist Teil des Projekts „Ackerhelden“. Die Ackerhelden beraten dabei mit allen Infos, die man für eine erfolgreiche Ackersaison braucht. Nur arbeiten muß man selber. Dafür wird man allerdings gesund und lecker belohnt. Denn was man anbaut, nimmt man natürlich mit, um es auf den eigenen Tisch zu bringen.

 

 

Nach dieser Tour raus aufs Feld will ich natürlich wissen, wie die Eier in den Automaten kommen, und wer sie so legt. Denn klar, Strom kommt nicht ursprünglich aus der Steckdose. Und Eier werden genausowenig von Automaten zur Welt gebracht.

 

 

Dass Biohühner frei draussen auf Gras rumlaufen, war mir eigentlich klar. Dass sie aber auch ziemlich schnell mit einer Wiesenfläche fertig sind und kleine Wüsten hinterlassen können, nicht.

 

 

Die Lösung fanden die Kruses in diesem Ungetüm. Es ist ein „Hühnermobil“. Davon gibt es hier auf dem Hof mehrere. Im Inneren finden die Hühner ihre geschützen Ruheplätze, etwas leckeres Hühnerfutter und natürlich sauberes Wasser. Hinten, im niedrigen Ende des mobilen Stalls können sie in Ruhe ihre Eier legen. Der Mist kann einfach über eine Art Förderband zur seitlichen Klappe herausbefördert werden, wo ihn ein Anhänger auffangen kann, um ihn wegzuschaffen. Sobald eine Grasfläche von den gackernden Zweibeinern niedergemacht ist, fährt das Ding einfach weiter zur nächsten Fläche. So kann sich die alte Fläche wieder erholen und das Gras wieder wachsen. Der fahrbare Stall ist übrigens isoliert, damit die Hühner auch ja nicht frieren müssen.

So will man Huhn sein.

 

Die Eier werden täglich frisch aus dem Hühnermobil geholt. Bevor sie zum Wochenmarkt gehen, auf dem die Kruses einen Stand haben, müssen sie allerdings nach Größen sortiert werden. So will es das Gesetz. Dazu braucht man eine solche Sortiermaschine. Kann man das nicht auch von Hand machen? Leider nein. Das heisst, doch, eigentlich schon, aber… Es ist vorgeschrieben, dass Eier nach Normen sortiert werden müssen. So eine Hand und so ein Auge könnten sich da vielleicht verschätzen. Eine Maschine irrt sich nie. Wenn sie geeicht worden ist. Und daher ist nicht nur eine Eiersortiermaschine Vorschrift.  Sie muss regelmäßig geeicht und geprüft werden. Ganz offiziell.

 

 

Jetzt weiß ich also, wie die Eier in den Regiomaten kommen. Aber natürlich ist es gar nicht nötig, sie vollkommen kontaktlos zu beziehen. Man kann sie direkt am Wochenmarktstand der Familie kaufen.

Auf dem Hof selbst gibt es darüber hinaus einen eigenen tollen Hofladen, in dem man die Produkte vom Biolandhof Kruse kaufen kann. Gemüse, Kräuter, Kartoffeln und natürlich die täglich frischen Eier. Auch Suppenhühner, ob fertig zubereitet im Glas oder tiefgekühlt. Hier findet man auch das schmackhafte Fleisch ihrer eigenen Angus Rinder – portioniert, unbehandelt und tiefgekühlt. Ergänzt wird das Angebot im Hofladen von Gemüse und Obst der Kollegen aus der Region. An der Käsetheke gibt es Spezialitäten von Hofkäsereien aus der Region, aber auch von Molkereien aus den klassischen Käse-Regionen. Und selbstverständlich gibt es leckeres Brot von regionalen Biobäckern und täglich frische Brötchen. Zusätzlich bietet der Hofladen der Familie Kruse das volle Naturkostsortiment von A wie Antipasti bis Z wie Zucker (natürlich Rohrzucker). Eigentlich gibt es nichts, was es hier nicht gibt.

Der Biolandhof Kruse hat sich übrigens auch für das  europäische Schulobst- und Gemüseprogramm qualifiziert und beliefert die Bramscher Schulen mit einem bunten Sortiment an eigenem bzw. regionalem Obst und Gemüse, das durch Südfrüchte ergänzt wird. Das Ziel des Schulobstprogrammes ist es, den Obst- und Gemüseverzehr bei Kindern zu erhöhen und durch eine verbesserte Nährstoffversorgung einen Beitrag zur Gesundheitsförderung zu leisten.

Das wars? Nicht ganz. Eigentlich wäre der Besuch bei der Familie Kruse auch so schon erbauend gewesen. Aber da ist noch was. Kruses verkaufen ganz vorzüglichen Wein. Und natürlich gibt es eine kleine Weinprobe zum Abschluß. In Coronazeiten ganz safe natürlich, mit perfekt eingespielten Hygienemaßnahmen. Kontaktlos lecker. Danke liebe Familie Kruse für diesen tollen Tag!

 

Und hier noch mal alle links und infos für Euch zusammengestellt:

Biolandhof Kruse

Ackerhelden

EU-Schulprogramm Niedersachsen

Wochenmarkt in Bramsche, Am Markt 10-12, 49565 Bramsche: Freitag, von 07.00 Uhr bis 12.30 Uhr

 

Wer schreibt hier?

Christian Schlichting

…liebt große und kleine Abenteuer in der Natur,

verbringt gerne viel Zeit an Nordjütlands Küste

und lebt in einem gemütlichen und uralten Fachwerk-Bauernhaus

am idyllischen Venner Berg.

 

 

 

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